Gesundheit digital

Fast alles scheint machbar – doch nicht alle machen mit
Am 29. und 30. Juni 2022 fand in München zum ersten Mal die Konferenz „Bits & Pretzels HealthTech“ statt, auf der sich über 1 500 Experten rund um das Thema digitale Gesundheit und Versorgung ausgetauscht haben. Die Deutsche Seniorenliga war vor Ort, um sich zu informieren. Wir wollten wissen, welche Möglichkeiten die digitale Gesundheitsversorgung bietet und in welchem Maße ältere Menschen in ihrer Rolle als Patienten und Angehörige Beachtung finden.
Darauf können wir uns einstellen: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran und es scheint, dass (fast) alles im Bereich Diagnose und Therapie möglich sein wird. So lautet unser Fazit nach dem Besuch der „Bits & Pretzels Health Tech“-Konferenz. Experten aus der digitalen Gesundheitsszene, Unternehmen und Start-ups aus dem Bereich Gesundheitstechnologie kamen in München zusammen, um sich zu informieren, neueste Produkte zu präsentieren und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Wie in allen Bereichen der Digitalisierung geht es auch im Gesundheitssektor darum, Daten – in diesem Fall Gesundheitsdaten – als digitale Informationen zu nutzen. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz und digitaler Technologien können so Prozesse optimiert und aufeinander abgestimmt werden. Ziel des Ganzen ist die Verbesserung der Gesundheitsversorgung. Beispiele hierfür sind die elektronische Patientenakte, Videosprechstunden oder Gesundheits-Apps. In den Vorträgen und beim Rundgang durch die Ausstellung wurde schnell klar, dass wir da noch einiges erwarten dürfen. Ebenso schnell wurde aber auch deutlich, dass nahezu alle Anbieter Patienten im Fokus haben, die das Smartphone aus dem Effeff beherrschen und willens und in der Lage sind, die Innovationen in ihren Tagesablauf zu integrieren. Wir sehen das durchaus kritisch. Es gibt nach wie vor Menschen, darunter viele ältere, die keine digitalen Profis sind. Sie brauchen mehr Unterstützung, um Gesundheits-Apps zu verstehen und zu bedienen. Das scheint den wenigsten Anbietern allerdings bewusst zu sein.
Diese Haltung schadet beiden Seiten. Patienten, die gerne neue Optionen bei der Therapie und Rehabilitation nutzen wollen, sind alleingelassen und womöglich sehr schnell frustriert, wenn sie mit den neuen Angeboten nicht zurechtkommen. In der Folge werden sie die Angebote kaum oder gar nicht nutzen und mit Sicherheit nicht weiterempfehlen. Damit verlieren die Anbieter eine große Nutzergruppe und potenzielle Kunden.
Wir haben die Unternehmer und Entwickler auf dieses Manko angesprochen. Dabei ist klar geworden, dass man nicht willentlich Personengruppen von der Teilhabe ausschließt. Natürlich sollen auch Ältere die Vorteile der Digitalisierung nutzen. Sie werden aber leider bei der Konzeption und Entwicklung von Produkten kaum aktiv eingebunden. Wenn Unternehmen dies tun, dann meist erst recht spät, z. B. bei der Testung von Prototypen. Oft stellen sie dann fest, wie wenig verständlich oder gar selbsterklärend ihr Angebot ist.
Professor Dr. David Matusiewicz, Dekan des Bereichs Gesundheit und Soziales der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM), kommentiert das Spannungsfeld wie folgt: „Durch die Digitalisierung im Gesundheitswesen können die Versicherten und Patienten eine aktive Rolle als souveräner Partner einnehmen. Diese Veränderung bedingt jedoch, dass sie die Motivation und die Fähigkeiten dazu haben. Hierzu müssen alle Beteiligten ihren Beitrag leisten.“
Wir sehen es als unsere Aufgabe, das Spannungsfeld, das die Digitalisierung einer alternden Gesellschaft mit sich bringt, sichtbar zu machen und Unternehmen wie auch Anwender dabei zu unterstützen, dass die Digitalisierung ein Erfolg wird. Konkret bedeutet das: Wir wollen ältere Anwender bei der Nutzung digitaler Gesundheitsmedien fördern. Zugleich werden wir bei Anbietern einfordern, dass bei Entwicklungsprozessen digitale Einsteiger stärker berücksichtigt werden. Denn nur wenn beide Seiten aktiv werden und sich annähern, kann diese Lücke auf dem Weg zur Digitalisierung geschlossen werden.
Digitale Teilhabe für alle – so finden Ihre Anliegen Gehör
Die Deutsche Seniorenliga wird den Prozess der Digitalisierung im Gesundheitssektor begleiten und sich für die Interessen „digitaler Einsteiger“ einsetzen. Dafür suchen wir den Dialog. Um Ihre Bedürfnisse, Meinungen und Wünsche zu erfassen und gebündelt weitergeben zu können, führen wir regelmäßig Umfragen durch.
Die Ergebnisse dieser Umfragen geben uns wichtige Argumente an die Hand und liefern Fakten für unsere Gespräche mit Herstellern und Unternehmen. Jeder, der an unseren Umfragen teilnimmt, unterstützt unsere Arbeit. Wenn Sie künftig keine der Umfragen verpassen und darüber hinaus regelmäßig über unsere Arbeit informiert werden möchten, dann abonnieren Sie unseren kostenlosen E-Mail-Newsletter. Rufen Sie dafür unsere Internetseite www.deutsche-seniorenliga.de auf und klicken Sie auf der linken Seite den Button "Newsletter abonnieren"!