Mikronährstoffprodukten frei verkäuflich angeboten. In der Apotheke, aber auch in Supermärkten und bei Discountern. Dabei zeigt eine Studie der Hochschule Niederrhein aus dem Jahr 2006, dass ältere Menschen (ab 55) zu fast 60% Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen - ohne dabei zu wissen, was sie eigentlich einnehmen.
Scheinbar ist die Entscheidung für Nahrungsergänzungsmittel nicht abhängig von einem nachgewiesenen Mangel eines Nährstoffs, sondern eher getrieben von dem Wunsch, der im Alter steigenden Wahrscheinlichkeit der Erkrankung auf möglichst einfachem Wege präventiv entgegenzuwirken. Diesen Wunsch bedient die Industrie mit einem vielfältigen Angebot und immer nach dem Prinzip: „Je mehr, desto besser“. Das galt lange Zeit für die Dosierungen der Inhaltsstoffe von Nahrungsergänzungsmitteln und gilt nach wie vor für deren Zusammensetzung. Oftmals enthalten Produkte 20 oder mehr Einzelsubstanzen.
Dabei geraten immer wieder einzelne Substanzen, die über Jahre oder Jahrzehnte als unbedenklich und sogar gesundheitsfördernd galten und entsprechend hochdosiert angeboten wurden, in den Verruf, gesundheitsschädlich zu sein. Bekannte Beispiele sind u. a. Vitamin A, Betakarotin und Vitamin E. Sogar bei hochdosiertem Vitamin C, propagiert u. a. als immunstärkend, ist eine gesundheitsschädigende Wirkung möglich (Metaanalyse der Universität Kopenhagen 2007). Auch die fortdauernde Einnahme von Präparaten mit Eisenzusatz kann scheinbar die Entstehung von diversen Erkrankungen fördern. Bereits seit 2004 fordert das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) den gänzlichen Verzicht von Eisen als Nahrungsergänzungsmittel und als Lebensmittelzusatz (Stellungnahme Nr. 016/2009 vom 2. März 2009). Eine angekündigte EU-weite Regelung über gültige Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe lässt weiter auf sich warten. Man kann skeptisch sein: Die geplante EU-Regelung der Zusammensetzung von Nahrungsergänzungsmitteln ist bereits erfolgreich torpediert worden.
Aber eine breite Mischung an Substanzen könnte doch trotzdem nützlich sein, da ein Mangel gar nicht erst auftreten kann – sollte man meinen. Macht es die Mischung wirklich? Nach Meinung von Ernährungswissenschaftlern eindeutig nein.
Zwar ändert sich der Bedarf an Nährstoffen tatsächlich im Laufe eines Lebens, aber auch im Alter kann eine ausgewogene Ernährung den Nährstoffbedarf weitestgehend abdecken. Es gibt einige wenige Nährstoffe, bei denen im höheren Alter gehäuft ein Mangel auftreten kann. Das sind Vitamin D, Vitamin B12, Folsäure und Jod (u. a. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, DGE aktuell 17/2003; aid Infodienst, Ernährung von jung bis alt). Bei Vitamin B12 liegt der wesentliche Grund in Veränderungen des Magen-Darm-Traktes, die die Aufnahme dieses Vitamins verhindern können. Vitamin D wird unter Lichteinfluss gebildet. Durch eine Verringerung der Eigenproduktion und die steigende Unbeweglichkeit im Alter kann auch hier ein Mangel entstehen. Folsäure- und Jodmangel können zwar auch im Alter durch gezielte Ernährung verhindert werden. Dies ist aber gerade für Ältere aufgrund veränderter Ernährungsgewohnheiten oft schwierig.
Die DSL empfiehlt: Finger weg von breit gefächerten Nahrungsergänzungsmitteln – diese sind unnötig und sehr teuer, im Einzelfall können bei entsprechender Dosierung und Einnahmezeit gesundheitsschädliche Wirkungen auftreten. Vielmehr sollte der Arzt einen tatsächlichen und behandlungsbedürftigen Mangel bestätigen und eine gezielte Supplementation mit dem entsprechenden Nährstoff in der richtigen Dosierung empfehlen.