Warum viele ältere Nutzer die App nicht installieren

Corona-Warn-App - Umfrage der Deutschen Seniorenliga

Bonn, 29.06.2020 Die Download-Zahlen für die Corona-Warn-App sehen nach rund zwei Wochen vielversprechend aus. 14 Millionen Smartphone-Nutzer haben die App bereits heruntergeladen. Der Nutzen der App steht und fällt mit der Zahl ihrer Anwender insgesamt. Wie viele es sein müssen, ist nicht seriös zu beziffern - es müssen möglichst viele sein. Doch ausgerechnet die wichtigste Risikogruppe droht, digital abgeschnitten zu werden. Nicht einmal jeder Zweite der Befragten über 50-Jährigen (48,3 Prozent) hat die Corona-Warn-App bisher installiert. Welche Gründe aber sind ausschlaggebend, warum ältere Nutzer die App nicht installieren? Das hat aktuell eine Umfrage* der Deutschen Seniorenliga in Bonn hinterfragt.

Viele Handys zu alt für Corona-Warn-App

Das Hauptproblem: Die App funktioniert nur auf Smartphones jüngerer Bauart. Geräte, die vor Herbst 2015 auf dem Markt waren, unterstützen die notwendige Version des Betriebssystems nicht. Dementsprechend gab jeder Vierte der Befragten (26,1 Prozent) an, kein passendes Handy zu haben. Davon würde jedoch weit über die Hälfte (59,2 Prozent) die App installieren, wenn sie denn könnte. Hauptgrund bei den (bewussten) Nichtnutzern ist die Ansicht (38,4 Prozent), dass die App die Ausbreitung des Virus nicht reduzieren kann. Ein Viertel der Befragten (24,7 Prozent) äußern Bedenken wegen des Datenschutzes. „Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Überzeugung, etwas zu tun, stark vom erwarteten Nutzen abhängt“, resümiert Erhard Hackler, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Seniorenliga: „Deswegen ist neben einer Verbesserung der technischen Voraussetzungen auch Überzeugungsarbeit nötig. Das heißt, den Nutzen zu verdeutlichen, aber auch datenschutzrechtliche Vorbehalte auszuräumen.“

Hohe Akzeptanz bei älteren Nutzern

Diejenigen, die die App nutzen, loben mit großer Mehrheit (98,6 Prozent) die unkomplizierte und einfache Installation. Sie bestätigen der Anwendung mit guten bis sehr guten Noten (88,8 Prozent) eine hohe Benutzerfreundlichkeit und empfehlen deshalb die App ihren Bekannten und Angehörigen mehrheitlich weiter (85,3 Prozent). Insbesondere im Hinblick auf diejenigen, die kein Smartphone besitzen, wünscht sich Erhard Hackler mehr Aufmerksamkeit für Seniorinnen und Senioren: „Wir haben einen Digitalpakt für Schüler, jetzt brauchen wir einen Digitalpakt für Senioren.“ Dass ein Teil der Bevölkerung, die zur Covid-19-Risikogruppe zählt, ausgeschlossen ist, darf nicht hingenommen werden. Entsprechend stimmen auch zwei Drittel der Befragten (65,5 Prozent) der Aussage zu: „Da die App nur auf neueren Smartphones läuft, lässt sie ausgerechnet Ältere oder Menschen mit wenig Geld außen vor.“

*Insgesamt 478 Personen ab 50 Jahren hat die Deutsche Seniorenliga in der Zeit vom 23. bis 25. Juni online befragt.
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