Inkontinent durch Diabetes

Dauerhaft erhöhter Blutzucker schädigt die Blase

Bonn, 15.03.2011 Die Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus kann zur Blasenschwäche führen. Diabetiker sollten daher ihren Blutzuckerspiegel auch der Blase zuliebe sorgfältig einstellen. Wichtig ist es außerdem, bei Blasenproblemen frühzeitig einen Arzt aufzusuchen. Andernfalls kann es zu einer schweren Inkontinenz und zu Folgeschäden an den Nieren kommen.

Jeder zweite Diabetespatient hat Probleme mit dem Wasserlassen. Besonders häufig trifft es Diabetiker, die bereits seit mehreren Jahren an der Stoffwechselerkrankung leiden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel die Nerven schädigt, die das Entleeren der Blase steuern. Bei den meisten Diabetespatienten äußert sich dies in einer überaktiven Blase: Sie verspüren immer wieder unvermittelt einen starken Harndrang, auch wenn die Blase nahezu leer ist. Der Weg zur Toilette ist dann oftmals zu weit, sodass ungewollt Urin verloren geht. Um das zu verhindern, gehen viele Betroffene vorsorglich zur Toilette und trainieren ihre Blase regelrecht klein. „Irgendwann kann die Blase gar keinen Urin mehr halten“, warnt Erhard Hackler, Vorstand der Deutschen Seniorenliga. Bei anderen Diabetikern ist das Gegenteil der Fall: Die Blasennerven werden so unempfindlich, dass die Betroffenen das Gefühl für den Füllstand der Blase verlieren. Sie haben praktisch keinen Harndrang, auch wenn die Blase prall gefüllt ist. Im schlimmsten Fall kommt es zur Überlaufinkontinenz, bei der die Blase permanent tröpfelt. Auf der Toilette spüren die Betroffenen nicht, ob die Blase leer ist, sodass oftmals Restharn zurückbleibt. „Dieser Restharn ist ein Nährboden für Harnwegsinfektionen“, erklärt Professor Dr. Ingo Füsgen, Internist und Experte für Altersmedizin am Elisabeth-Krankenhaus Velbert. „Der infizierte Harn kann aufgrund der Probleme beim Wasserlassen zu aufsteigenden Infektionen und Stauungen in den Nieren führen, die schwere Funktionsstörungen verursachen.“

Experten empfehlen Diabetespatienten, ihren Blutzuckerspiegel auch im Hinblick auf die Blasenfunktion streng zu kontrollieren. Zudem sollten sie sich bei Blasenbeschwerden nicht nur mit Hygieneartikeln behelfen, sondern frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Die überaktive Blase kann in vielen Fällen mit Medikamenten zur Entkrampfung der Blasenmuskulatur, kombiniert mit einem Blasentraining und Entspannungstechniken, erfolgreich behandelt werden.

Die Deutsche Seniorenliga widmet dem Thema „Blasenschwäche und Diabetes“ ein eigenes Faltblatt, das der Broschüre „Blasenschwäche ist kein Schicksal“ beigelegt ist. Es informiert über die verschiedenen Formen der Diabetes-bedingten Blasenschwäche, Risikofaktoren, Therapiemöglichkeiten und vorbeugende Maßnahmen. Die Broschüre ist kostenlos und kann bei der Deutschen Seniorenliga auf dem Postweg, telefonisch oder im Internet angefordert werden: Deutsche Seniorenliga e.V. (DSL), Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn; www.dsl-blasenschwaeche.de.