Bonn, 11.02.19 Menschen, die an Demenz erkrankt sind, leiden überdurchschnittlich oft an Inkontinenz. Allzu häufig erhalten die Betroffenen anstelle einer angemessenen Behandlung lediglich Inkontinenzvorlagen. Dabei können auch Demenzpatienten mit ein paar Maßnahmen und etwas Hilfe noch lange Zeit die Toilette aufsuchen.
Harninkontinenz ist keine zwangsläufige Folge einer Demenz. Zwar geht im späteren Verlauf der Erkrankung die Kontrolle über die Körperfunktionen und damit auch über die Blase verloren. Doch gerade im frühen Stadium sind es andere Dinge, die eine Inkontinenz verursachen können. Manche Betroffene finden einfach den Weg zur Toilette nicht rechtzeitig. Oftmals sind auch Medikamente gegen Grunderkrankungen wie Herzschwäche oder Bluthochdruck schuld an dem übersteigerten Harndrang. Dann lohnt es sich, in Absprache mit dem Arzt ein anderes Medikament auszuprobieren oder den Einnahmezeitpunkt zu verschieben.
Demenzpatienten haben oftmals Probleme mit der Orientierung. Der Weg zur Toilette sollte daher auch nachts beleuchtet sein. Hilfreich sind auch eine offene Toilettentür mit einem eindeutigen Symbol und ein farbiger Toilettendeckel. Kleidung, die sich leicht öffnen lässt oder Hosen mit Gummizug sind praktisch, wenn es schnell gehen muss. Gute Erfahrungen gibt es außerdem mit dem so genannten Toilettentraining: Mit Unterstützung einer pflegenden Person sucht der Betroffene zu festen Zeiten die Toilette auf. So behält er ein Gefühl der Kontrolle, auch wenn er den Harndrang nicht mehr zuverlässig spürt.
Gegen den übersteigerten Harndrang gibt es wirksame Arzneimittel. Sie entspannen die dauerhaft verkrampfte Blasenmuskulatur und erhöhen das Fassungsvermögen der Blase. Dabei ist zu beachten, dass fast alle Wirkstoffe aufgrund ihrer Struktur die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im Gehirn demenzverstärkende Symptome hervorrufen können. Nur einer passiert wegen seiner chemischen Struktur die Blut-Hirn-Schranke nicht und hat somit keine unerwünschte Wirkung auf die Hirnleistung. Damit der verschreibende Arzt dies berücksichtigen kann, sollte das Thema Demenz unbedingt zur Sprache kommen.
Weiterführende Informationen enthält die Broschüre „Mit der Blasenschwäche leben". Sie wird von der Deutschen Seniorenliga kostenfrei angeboten: Deutsche Seniorenliga (DSL) e.V., Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn; www.dsl-blasenschwaeche.de. Auf der Internetseite kann die Broschüre auch kostenfrei heruntergeladen werden.