Der langsame Verlust von Knochenmasse ist ein ganz natürlicher Prozess des Alterns. Schreitet er jedoch zu schnell voran, verlieren die Knochen ihre Stabilität, werden porös und brechen leicht. Knochenschwund oder Osteoporose lautet die Diagnose.
Einige Personengruppen sind besonders anfällig für Osteoporose und haben ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche. Folgenden Personen wird deshalb empfohlen, beim Arzt eine Osteoporose-Abklärung durchführen zu lassen:
Quelle: Dachverband Osteologie (DVO)
Leicht, trotzdem stabil und stark belastbar – das zeichnet einen gesunden Knochen aus. Diese für die Funktionsfähigkeit unseres gesamten Skelett- und Stützsystems so wesentlichen Eigenschaften sind auf den besonderen Aufbau des Knochens zurückzuführen. Er besteht in seinem Inneren aus einem schwammartig aufgebauten Gerüst mit längs und quer verlaufenden Knochenbälkchen. Das macht ihn so stabil und spart zugleich an Gewicht. Dieser Kern, in der Fachsprache Substantia spongiosa genannt, ist von einer sehr festen und harten Schicht, bezeichnet als Substantia compacta oder Substantia corticalis, umgeben. Ihre Dicke variiert je nach Knochenform und -funktion. So besteht der Schaft eines langen Röhrenknochens beispielsweise überwiegend aus der harten Knochencompacta, während Wirbelkörper nur eine dünne äußere Schicht besitzen.
Die sehr funktionale Architektur des Knochens kann nur dann eine hohe Belastbarkeit gewährleisten, wenn die Grundsubstanz des Knochens intakt und stabil ist, ausreichend Knochenmasse und ein störungsfreier Knochenstoffwechsel gegeben sind. Das Knochengewebe besteht aus Knochenzellen, die in die sogenannte Knochenmatrix eingebettet sind. Die Knochenmatrix setzt sich zu 10 bis 15 Prozent aus Wasser, zu 20 bis 25 Prozent aus organischen Materialien, u. a. Kollagenfasern, und zu 60 bis 70 Prozent aus anorganischen Mineralien zusammen. Bei den Mineralien überwiegen die Kalziumsalze. Sie machen den Härtegrad des Knochens aus.
Knochen sind keine ruhende Masse. Vielmehr befinden sie sich in einem permanenten Auf- und Abbauprozess. Dafür sorgen die knochenabbauenden (Osteoklasten) und die knochenbildenden (Osteoblasten) Zellen. Sie erhalten die wesentlichen Impulse für diesen lebenslangen Umbau- und Erneuerungsprozess durch körperliche Aktivität und die über die Muskulatur auf die Knochen wirkenden Druck- und Zugkräfte. Gesteuert und reguliert werden die Knochenzellen durch verschiedene Hormone, so dass bei einem gesunden Knochenstoffwechsel Auf- und Abbau des Knochens genau aufeinander abgestimmt sind und sich ungefähr im Gleichgewicht befinden. Etwa bis zum Alter von 30 bis 35 Jahren überwiegen die Aufbauprozesse und Knochenmasse und Festigkeit der Knochen nehmen zu. Mit Mitte dreißig hat der Mensch seine persönliche Spitzenknochenmasse, die sogenannte „peak bone mass“, erreicht. Sie hängt von verschiedenen Faktoren, u. a. Ernährung, Bewegung und genetischer Veranlagung, ab. In der nun folgenden Lebensspanne reduziert sich die Knochenmasse jährlich um etwa 0,5 bis 1,5 Prozent. Das ist eine ganz natürliche Folge des Alterungsprozesses.
Nicht selten entwickelt sich aufgrund von Störungen im Knochenstoffwechsel ein Ungleichgewicht im beschriebenen Auf- und Abbauprozess der Knochenmasse, so dass der normale, altersbedingte Verlust an Knochenmasse deutlich überschritten wird. Der Knochenschwund, medizinisch: Osteoporose, betrifft zunächst meist die Knochenbälkchen im Zentrum des Knochens, die dadurch porös und löchrig werden. Osteoporose kann jedoch auch zu einer Verdünnung der harten Außenschicht führen. Beides hat zur Folge, dass die Knochen an Festigkeit und Stabilität verlieren. Im weiteren Krankheitsverlauf können dann bereits geringfügige Überlastungen oder kleinere Stürze einen Knochenbruch auslösen. Besonders anfällig für Brüche sind dabei die Wirbelkörper, der Oberschenkelhals und die Handgelenke. Im Anfangsstadium verläuft die Osteoporose allerdings meist unbemerkt. Erste Anzeichen sind starke Rückenschmerzen, ausgelöst durch Veränderungen der Wirbelkörper, Muskel- und Knochenschmerzen. Auch Veränderungen der Körperstatur und -größe können Hinweise auf Knochenschwund sein. Durch Nachlassen der Knochenstabilität und eingebrochene Wirbel verkrümmt sich die Wirbelsäule und bei vielen Patienten bildet sich ein sogenannter Rundrücken aus.
Nach aktueller Schätzung sind rund 25 Prozent der Bevölkerung über 50 Jahre von Osteoporose betroffen. Bei den meisten Patienten liegt keine direkte Ursache vor. Man spricht in diesen Fällen von der primären Osteoporose, die auf altersbedingte Veränderungen, hormonelle Umstellungen beziehungsweise Kalziummangel der Knochen zurückzuführen ist. Seltener ist die sekundäre Osteoporose, die jede Altersgruppe betreffen kann und durch bestimmte Erkrankungen oder Medikamente ausgelöst wird. Die primäre Osteoporose kommt bei Frauen deutlich häufiger vor als bei Männern. Dies scheint mit dem Rückgang der weiblichen Sexualhormone in den Wechseljahren der Frau zusammenzuhängen. Neben dem Alter gelten das frühe Einsetzen der Wechseljahre, verbunden mit der nachlassenden Hormonproduktion, Untergewicht, Bewegungsmangel, Kalziummangel, Alkohol, Rauchen sowie die Nebenwirkungen mancher Medikamente als die wichtigsten Risikofaktoren für Osteoporose.
Um ein Fortschreiten des Knochenabbaus, Schmerzen und Knochenbrüche zu verhindern, muss Osteoporose so früh wie möglich behandelt werden. Deshalb ist es wichtig, das persönliche Erkrankungsrisiko im Auge zu behalten. Der Arzt wird dies in einem ausführlichen Gespräch erfragen. Außerdem wird er die Muskelkraft und die Körperhaltung beurteilen, um eventuelle Verformungen des Bewegungsapparates zu erkennen.
Bei Verdacht auf Osteoporose stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, die Aussagen über den Zustand der Knochen und mögliche Strukturdefekte ermöglichen. Normales Röntgen ist zur Diagnose nicht ausreichend, da zwar Knochenfrakturen und die für Osteoporose typischen Wirbelkörperbrüche zu erkennen sind, die Festigkeit der Knochen jedoch nicht beurteilt werden kann. Dies gelingt mittels der Osteodensitometrie, der Messung der Knochendichte. Diese Messung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Üblicherweise wird die Dual-Röntgen- Absorptiometrie, kurz: DXA (engl.: Dual-Energy x-ray Absorptiometry), eingesetzt. Hierbei werden bestimmte Messorte (Lendenwirbelsäule, Hüfte) mit gering dosierten Röntgenstrahlen durchleuchtet. Die Strahlen durchdringen das Gewebe abhängig von dessen Zusammensetzung in unterschiedlicher Intensität. Je poröser der Knochen, desto mehr Strahlen kommen durch, je dichter der Knochen, desto schwächer die gemessene Strahlung.
Wenn eine niedrige Knochendichte festgestellt wurde, muss abgeklärt werden, ob eine primäre oder sekundäre Osteoporose oder möglicherweise eine andere Knochenerkrankung die Ursache ist. Dazu werden Blutuntersuchungen durchgeführt und bestimmte Blutwerte, z. B. Kalzium, Phosphat, Hormonstatus, überprüft.
Die Behandlung der Osteoporose setzt sich aus verschiedenen Maßnahmen zusammen. Zu den Basismaßnahmen zählen die Bewegungs- und Ernährungstherapie. Erstere dient der Aktivierung des Knochenstoffwechsels, der Stärkung der Muskulatur und als Koordinationstraining zur Sturzvorbeugung. Über die Ernährung muss die bedarfsgerechte Versorgung mit Kalzium und Vitamin D, den Nährstoffen, die für den Knochenstoffwechsel wichtig sind, sichergestellt werden. Außerdem kommen Medikamente zum Einsatz, die den Knochenabbau hemmen, beziehungsweise solche, die den Knochenaufbau anregen.
Da nach einem akuten Bruch, insbesondere nach einen Wirbelkörperbruch, ausgeprägte Schmerzen und Funktionseinschränkungen auftreten, müssen auch diese ergänzend zur Knochenstabilisierung behandelt werden. Der Arzt wird physikalische Therapien und Krankengymnastik, vor allem auch stabilisierende und kräftigende Wirbelsäulengymnastik, verordnen. Schmerzlindernde Medikamente sowie spezielle Entspannungstechniken können bei der Schmerzbewältigung helfen.
Professor Dr. med. Andreas Kurth ist Mitglied im Vorstand des Dachverbands Osteologie e.V. (DVO). Der DVO ist der interdisziplinäre Zusammenschluss aller wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich mit den Erkrankungen des Knochens befassen. Ein wichtiges Ziel des DVO ist die Optimierung der Vorbeugung, Diagnostik und Therapie osteologischer Erkrankungen.
Osteoporose ist eine der am meisten unterschätzten Volkskrankheiten. Etwa 25 Prozent der Deutschen über 50 Jahre leiden darunter. Trotz der hohen Zahl an Betroffenen sind erschreckend viele Menschen nicht ausreichend über diese Erkrankung und mögliche vorbeugende Maßnahmen informiert. Vielmehr herrschen viele Mythen rund um das Thema Osteoporose. Professor Dr. med. Andreas Kurth klärt über 5 der gängigsten Mythen auf.
Nach der Diagnose Osteoporose neigen Betroffene aus Angst vor Verletzungen oftmals zu weniger Bewegung und zu Schonung. „Dabei wirkt sich Aktivität sowohl auf das körperliche als auch auf das psychische Wohlbefinden positiv aus“, sagt Prof. Kurth. Bewegung und gezielter Muskelaufbau tragen dazu bei, dass sich Knochensubstanz automatisch verdichtet und verfestigt. Betätigungen wie zum Beispiel leichtes Krafttraining und Gymnastik unterstützen die aufbauenden Prozesse, fördern die Koordination und beugen dadurch Stürzen sowie dem Risiko, Wirbelbrüche zu erleiden, vor.
Natürlich führt übermäßige Kalorienzufuhr zu Übergewicht und damit auch zu Stoffwechselstörungen. Jedoch basieren osteoporotische Erkrankungen nicht auf zu viel Körpermasse an sich, sondern gehen einher mit falschem Essverhalten. „Daher rate ich zu kalziumreicher Kost durch Milch, Sojaprodukte oder Gemüse wie Bohnen, Brokkoli und Grünkohl“, sagt Prof. Kurth. „In Milch und Fisch zusätzlich enthaltenes Vitamin D erleichtert die Aufnahme dieses wichtigen Mineralstoffs und stärkt Knochenstrukturen sowie Wirbelkörper.“
Bis zum 35. Lebensjahr überwiegen knochenaufbauende Prozesse im Körper. Faktoren wie ungesunde Ernährung, Rauchen sowie genetische Veranlagung und Medikamente beeinträchtigen diesen Ablauf. „Osteoporose kann allerdings in jeder Altersgruppe auftreten“, erklärt Prof. Kurth. Da sich im Laufe des weiteren Lebens der Knochen abbaut und sich die Knochendichte vermindert, erkranken jedoch eher ältere als jüngere Menschen. Schätzungsweise leiden in Deutschland 7 bis 8 Millionen Menschen über 50 Jahre an Knochenschwund.
Da ein hormoneller Regelkreis den Stoffwechsel von Knochen steuert, vermindert sich bei Frauen mit Beginn der Wechseljahre über einige Jahre die Knochendichte rasant. Nimmt der Östrogenspiegel im Körper ab, steigt für Frauen das Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Auch bei Männern kommt es zu einer Abnahme des männlichen Hormonspiegels, jedoch viel langsamer. Daher erkranken sie seltener daran und oft erst in späteren Jahren. Trotzdem steigt die Zahl männlicher Patienten deutlich an.
Da die Entwicklung operativer Verfahren sich stetig im Wandel befindet, benötigen Patienten mit Wirbelbrüchen heutzutage keine langen Ruhephasen nach einem Eingriff. Neuartige minimalinvasive Verfahren hinterlassen jetzt nur noch einen kleinen Schnitt, so wie bei der sogenannten Radiofrequenz-Kyphoplastie. Hier geben Mediziner mit Hilfe einer kleinen Nadel speziell entwickelten zähflüssigen Zement in den porösen Wirbelkörper, der die feinen Strukturen lückenlos umschließt. Anschließend härtet der Zement an Ort und Stelle aus und stabilisiert den Knochen. „Somit erreichen wir schon kurz nach dem Eingriff eine optimale Schmerzlinderung“, weiß Prof. Kurth. Patienten profitieren auch von der kurzen Operationszeit und können sofort aktiv ihren Alltag gestalten. Stilles Liegen nach der Behandlung bleibt aus.
Bonn, 22.05.23 Bedingt durch den immer deutlicher werdenden Demografischen Wandel rücken Innovationen für „die Seniorinnen und Senioren“ immer öfter in den Fokus. Auch die weltbekannte Brauerei Beck’s wirbt momentan mit einem Ü-70-Bier für das „genussvolle Älterwerden“. Das neue Bier ist besonders bitter, weil laut Beck’s die Empfindlichkeit für Bitternoten mit zunehmendem Alter abnimmt und es daher mehr Bitterkeit braucht, um ein gleichbleibendes Geschmackserlebnis zu erzeugen. Na dann Prost 70+!
Weiterlesen...In Deutschland leiden über 6 Millionen Menschen an Osteoporose. Die Skeletterkrankung macht die Knochen porös und anfällig für Brüche. Eine frühe Diagnose und Therapie könnte viele solcher Brüche verhindern. Die DSL will mit einer eigenen Webseite mehr Aufmerksamkeit für das Thema schaffen und Betroffene dazu bewegen, Anzeichen auf Osteoporose nachzugehen.
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